Vorausgeschickt seien Formulierungen des in Israel lehrenden Historikers Saul Friedländer. Er konstatiert angesichts dessen, was mit dem Wort "Endlösung" umschrieben wird, Grenzen der geschichtswissenschaftlichen Erkenntnis und meint, dass
"die Vernichtung des europäischen Judentums vielleicht ein Problem darstellt, das historische Analyse und historisches Verstehen nicht zu lösen vermögen."
Es gab, so stellt er fest, in Deutschland
"keine Massenbewegung gegen die Juden. ... Die Bürokratie 
		spielte die zentrale Rolle, eine Bürokratie, die der Vernichtung gleichgültig 
		gegenüberstand, aber von einem Führer gelenkt wurde, der seinerseits von 
		den stärksten Überzeugungen getrieben wurde. 
		Die Lähmung der Historiker resultiert aus der Gleichzeitigkeit und Verquickung 
		völlig heterogener Phänomene: messianischer Fanatismus und bürokratische 
		Strukturen, pathologische Handlungsantriebe und administrative Erlasse, 
		archaische Denkweisen in einer hochentwickelten Industriegesellschaft.
		
		Wir wissen im einzelnen, was geschah; wir kennen die Abfolge der Ereignisse 
		und ihre möglichen Zusammenhänge; aber die Tiefendynamik des Phänomens entgleitet 
		uns. Und was wir auch nicht begreifen können, ist die fast schlagartige 
		Auflösung der politischen, institutionellen und der Rechtsstrukturen Deutschlands 
		sowie die Kapitulation der moralischen Kräfte." 
Für den Zeitraum des Nationalsozialismus beschränkt sich die Darstellung auf einige Lebensbilder. Sie führt einige Familiengeschichten weiter und zu ihrem oft furchtbaren Ende.
© Bernhard Gelderblom Hameln